Dass Blutabnahmen und Fersenstiche zu einem bedeutenden Blutverlust bei Patienten führen können, ist uns im klinischen Alltag vielleicht nicht unbedingt bewusst – bei Neugeborenen ist das jedoch ein besonders relevantes Thema. Denn sie haben schlichtweg nicht viel Blut, das sie „entbehren“ könnten.
In einer Studie wurde ermittelt, dass in den ersten sechs Lebenswochen wöchentlich etwa 30 % des zirkulierenden Blutvolumens eines Neugeborenen für Laboruntersuchungen entnommen wurden¹. Die Bedeutung dieses Blutverlustes auf der Neonatologie ist nicht zu unterschätzen.
Eine andere Studie brachte es sehr anschaulich auf den Punkt: „Um das Ganze noch einmal greifbarer zu machen: 6–7 ml Blut, die einem 1 kg schweren Frühgeborenen entnommen werden, entsprechen einem Blutverlust von ca. 450 ml bei einem Erwachsenen.“² Das entspricht in etwa einem halben Liter Blut.
Blutabnahmen reduzieren
Der erste Schritt zur Reduktion von Blutabnahmen ist ein ehrlicher Blick auf die aktuellen klinischen Abläufe: Wo könnte durch einfache Prozessänderungen schon eine Abnahme pro Tag oder Schicht vermieden werden? Wenn entsprechende Zahlen und Daten zur Verfügung stehen, kann auch ein Blick auf Transfusionsraten oder den generellen Blutverbrauch helfen, um den tatsächlichen Einfluss auf diese kleinsten Patienten besser zu verstehen.
Hier ein paar Fragen, die Sie sich im Team stellen können:
- Wie viele Blutabnahmen führen wir täglich bei beatmeten Kindern durch?
- Werden Blutabnahmen nach jeder Beatmungseinstellung durchgeführt?
- Gibt es standardmässig Blutabnahmen zum Schichtwechsel?
- Könnte eine Reduktion der Abnahmen auch Auswirkungen auf unsere Transfusionsraten haben?
All diese Punkte sollen letztlich helfen, die zentrale Frage zu beantworten:
Wie häufig möchten wir Blutgasanalysen tatsächlich durchführen?
In einer Studie von Mukhopadhyay et al. (2015) konnte das Children’s Hospital of Philadelphia die Anzahl an Blutgasanalysen bei beatmetem Patienten um 25 % senken.
Penn State Health berichtete in einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung in der RT-Zeitschrift sogar von noch deutlicheren Veränderungen:
„Blutgase, die zuvor alle 4 Stunden durchgeführt wurden, wurden auf alle 12 Stunden reduziert, sobald ein stabiler Trend bei der tcPCO2-Messung festgestellt wurde. Heute werden Blutgase nur noch einmal täglich, ein- bis zweimal pro Woche oder überhaupt nicht mehr durchgeführt – es sei denn, es gibt einen klinischen Anlass oder eine auffällige Abweichung im tcPCO2-Wert oder -Verlauf.“³
Egal, welches Ziel verfolgt wird – eine spürbare Reduktion funktioniert meist nur dann, wenn Vertrauen in die kontinuierlichen Messwerte besteht. Dazu braucht es Dokumentation und eine gute Korrelation, die im Team anerkannt wird.
Das vollständige Whitepaper (auf Englisch) des Teams von Penn State Health finden Sie nach dem Ausfüllen des folgenden Formulars.
Wie die Level-4-Neonatologie des Penn State das transkutane Monitoring eingeführt hat
Quellenangaben
1.Widness A. 2008. Neoreviews, doi:10.1542/neo.9-11-e520
2.Carroll P., et al. 2012. Semin Perinatol. doi:10.1053/j.semperi.2012.04.003
3. Mukhopadhyay S., et al. Respiratory Care. doi:10.4187/respcare.04212.